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„Denken Sie doch was Sie wollen“ – Das tun wir sowieso…oder besser nicht?

Das Denken der Menschen besteht aus verschiedenen Phasen. Besonders in kreativen Prozessen mit Gruppen ist die Balance bei der Wahl der Denkwerkzeuge zu berücksichtigen.

Edward de Bono spricht von lateralem Denken und vertikalem Denken. Joy Paul Guilford nennt es divergentes Denken und konvergentes Denken. Die Begriffe ähneln sich sehr und werden daher synonym verwendet.

Divergierendes Denken (= laterales)  bedeutet eine breite Suche nach vielen verschiedenen und neuen Alternativen. Zum Beispiel Informationen, Ideen, Lösungsformulierungen, Handlungs-Schritte.

Konvergierendes Denken (= vertikales)  beschreibt eine kontinuierliche, fokussierte und  bejahende Auswertung der Alternativen.

Wieso ist es wichtig, den Unterschied zu berücksichtigen?
Besonders beim kreativen Denken geht es darum noch nicht verknüpfte Gedanken mit neuen anzureichern und Neues zu schaffen. Dafür braucht es eine Reise in das Land des Unbekannten, des Ungewöhnlichen, sprich des divergierenden Denkens.
Wurde dort eine Vielzahl an neuen Ideen gesammelt, werden diese beim konvergierenden Denken systematisch durch Kriterien oder andere Aspekte in den Bereich des Bekannten angewendet.

Kontinuierlich kreatives Denken ist eine Balance zwischen diesen beiden Phasen. Durch das Nutzen beider Denkarten wird sichergestellt:

– effektiv zu denken: der Denkrahmen wird geöffnet, bevor das Thema vorschnell eingeschränkt wird.
– Ein Thema wird wirklich mehr perspektivisch betrachtet.
– Relevante Faktoren werden in der Breite und in die systematische Umsetzung einbezogen.
– Durch weitere Alternativen wird die Wahrscheinlichkeit für neue und funktionierende Lösungen erhöht.

Die Aufgabe des Facilitators und Moderator ist es, in den Gruppenphasen die Bereiche des Bekannten und der Entdeckung geschickt zu verweben.

Regeln für divergierendes Denken:

1) Vor-Urteile zurückstellen: in dem Moment ist es wichtig, dass Kritik nicht geäußert wird sondern für später, bei der Evaluierung der Ideen zurückgestellt wird.
2) Je mehr desto besser: die Vielzahl der Optionen ist genau das Ziel in dieser Denkphase. Manchmal braucht es genau dieses freie Mitteilen der sprudelnden Ideen. Je mehr Masse gedacht wird desto mehr Optionen sind für eine Lösung da.
3) Mut zum Ver-rückten: sich auf den Baum setzen und von dort weitere Ideen sammeln, als Eichhörnchen das Thema betrachten oder als noch nicht geborenes Lebewesen seine Bedürfnisse für das Thema aufschreiben. Dies könnten Varianten sein, die in  einer lockeren Atmosphäre kreative Reaktionen sprudeln lassen.
4) Beziehung herstellen: die gesammelten Ideen sollten weiterentwickelt und gepflegt werden, zum Beispiel mit der Frage“ wie können wir auf diese Idee aufbauen? Oder „ was können wir an dieser Idee noch weiter anpassen?“

Regeln für konvergierendes Denken:

1) Potenziale finden: viele Menschen neigen dazu, Ideen sofort abzugleichen. Dies kann dazu führen, dass wertvolle Ideen schnell verworfen werden. Diese positive Grundhaltung führt dazu, dass bei der Betrachtung die Potenziale der Idee fokussiert werden. Ideen sind oft wie noch nicht ausgereiftes, wertvolle Saatgut. Sie brauchen Schutz und Entfaltungspielraum.
2) Zeit für Bewertung: geduldig sein beim Betrachten der Optionen und Auswahl der Kriterien. Eine gesunde Balance zwischen schnell und langsam. Manchmal ist es auch gut, Dinge am nächsten Tag erneut zu betrachten.
3) Das Ziel im Blick: Welche Ideen dienen dem Ziel? Manche kreativen und unkonventionellen Gedanken sind nicht für das jetzige Ziel geeignet? Diese dürfen dann auf den Parkplatz.
4) Neues willkommen: zulassen von noch fremden, unkonventionellen Ideen. Nicht zu schnell aussortieren, sondern den noch fremden Gedanken Weg zulassen.
5) Kleine Schritte würdigen: eine Idee ist oft noch nicht ausgereift, doch der 1. Schritt für eine Lösung. Nun braucht es Geduld und Engagement, so dass diese Saat sich weiter entwickeln kann.

Die verschiedenen Arten des Denkens braucht ein Umfeld von Freiheit, An- und Entspannung, Dynamik, Vertrauen und Offenheit. Dialoge inspirieren die Menschen das vorhandene Wissen  der Anwesenden zu potenzieren. So werden überraschende Lösungen auf die zuvor scheinbar unlösbaren Fragen entwickelt.

Wenn Facilitator und Prozess-Moderator die verschiedene Art des Denken kennt und konsequent beachtet, wird die Gruppe zu innovativen Lösungen finden..